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Elektronisches Steuergerät
Beim Steuergerät (1) des Motormanagements handelt es sich um eine elektronische Digitaleinheit mit Mikroprozessor.
Sie steuert die Einspritzdüsen und die Zündspulen und reguliert damit, in Abhängigkeit zum jeweiligen von einer Reihe der nachstehend aufgelisteten Sensoren übermittelten Motorbetriebszustand, die Versorgung und die Zündung:
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Darüber hinaus erfasst das Steuergerät die Versorgungsspannung der Batterie, um die Öffnung der Einspritzdüsen und die Ladung der Zündspulen entsprechend anpassen zu können.
Die vom elektronischen Steuergerät bestimmten Größen sind folgende:
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Wichtig
Die Kennfelder mit Zündverstellungswerten, Einspritzzeiten, Bezugswinkel an der Kurbelwelle, bei dem alle Einspritzdüsen geschlossen werden, sowie allen Korrekturkurven in Abhängigkeit von Umgebungstemperaturen und -druck sind im Flash Eprom des Steuergeräts gespeichert. Diese Einstellungen werden vom Hersteller auf der Grundlage von Tests in den unterschiedlichsten Einsatzbedingungen des Motorrads vorgenommen.
Sie können nicht geändert werden.
Ausbau des Steuergeräts
Um das elektronische Steuergerät (1) entnehmen zu können, muss zunächst der Kraftstofftank abgenommen werden (Abschn. 8 - 2, Ausbau des Kraftstofftanks), dann den Stecker (2) des Steuergeräts trennen und die Befestigungsschrauben (3) abschrauben.
Einbau des Steuergeräts
Das Steuergerät (1) durch Eindrehen der vier Schrauben (3) und Anschließen des Steckers (2) am Filterkasten befestigen.
Die Schrauben (3) mit einem Anzugsmoment von 5 Nm ± 10 % (Abschn. 3 - 3, Anzugsmomente - Motor) anziehen.
Beim Stecker (2) handelt es sich um einen 48 PIN Stecker.
Prüfen, ob die Führung (A) des Steckers (2) sich in der Position „offen“ (siehe Abbildung) befindet.
Die Führung (A) bis zur Blockierung des Steckers (Position der Führung „geschlossen“) drehen.
Die zuvor entfernten Komponenten in umgekehrter Reihenfolge wieder einbauen.
Elektrische Einspritzdüse
Die Einspritzdüsen (1) geben die für den perfekten Motorbetrieb erforderliche Kraftstoffmenge ab.
Das Steuergerät steuert deren Öffnung und ermöglicht dadurch den Stromfluss in einer elektromagnetischen Spule, die durch die Erzeugung eines Magnetfelds einen Anker anzieht und dadurch den Sprüheffekt bildet. Werden die physikalischen Eigenschaften des Kraftstoffs (Viskosität, Dichte), der von der Einspritzdüse erzeugte Durchsatz und der Drucksprung (vom Kraftstoffdruckregler kontrolliert) als konstant vorausgesetzt, hängt die eingespritzte Kraftstoffmenge von der Öffnungszeit der Einspritzdüse ab. Diese Zeit wird in Abhängigkeit der Einsatzbedingungen des Motors festgelegt. Auf diese Weise wird die korrekte Versorgung gewährleistet.
Bezüglich dem Aus- und Einbau der Einspritzdüsen ist Bezug auf den Abschn. 8 - 6, Ausbau der Einspritzdüsen zu nehmen.
Hinweis
Zum Funktionsnachweis der Einspritzdüse das Diagnoseinstrument „DDS“ den Anweisungen in Absatz „Unterstützte Diagnose“ (Abschn. 6 - 13) gemäß verwenden.
 
Der Kraftstoff muss gleichmäßig austreten und der Strahl ohne Tropfenbildung zerstäubt werden.
Längere Stillstandszeiten des Motors mit vollem Kraftstoffversorgungssystem sind zu vermeiden. Der Kraftstoff könnte die Einspritzdüsen verstopfen und sie demzufolge unbrauchbar machen. Im Fall von längeren Stillstandszeiten ist regelmäßig ein spezieller Zusatz „TUNAP 231“ in den Kraftstofftank zu geben, der zur Reinheit der kritischen Durchflussstellen im Kraftstoffsystem beiträgt.
Schrittmotor
Die im Drosselklappenkörper implementierte Startautomatik wird von einem Schrittmotor (1) betätigt.
Die an der Welle des Schrittmotors aufgeschrumpfte Blende setzt bei ihrer Bewegung zwei Bohrungen, wovon eine Bohrung (2) mit dem Ansaugkrümmer des senkrechten Zylinders und die andere Bohrung (4) mit dem Ansaugkrümmer des waagrechten Zylinders verbunden ist, mit einer dritten Bohrung (3) in Verbindung. die ihrerseits mit dem Luftfilterkasten in Kommunikation steht.
Der Stepper steuert also gleichzeitig zwei Bypass-Bohrungen mit einem Luftdurchsatz von ca. 6 kg/h.
Die manuellen Einstellschrauben an den Bypass-Bohrungen sind weiterhin vorhanden, da sie zum Ausgleich des Luftdurchsatzes der zwei Zylinder dienen.
Um den vom Stepper gelieferten Luftzusatz auszugleichen und infolgedessen die richtige Kraftstoffmenge auszugeben, wandelt das Motorsteuersystem die Stepperschritte in Winkelgrade der Drosselklappe um: das Öffnen des Schrittmotors kommt also dem Öffnen der Drosselklappe gleich.
Hinweis
Die Wirkung der vom Stepper gelieferten Luftmenge macht sich bis zu einem Winkel der Drosselklappe von ca. 30° bemerkbar, bei höheren Werten ist keinerlei Korrektur erforderlich.
 
Die Öffnung des Schrittmotors unterliegt 2 Steuerstrategien:
Strategie 1) wird ausschließlich von der Motortemperatur gesteuert (die somit die Öffnung bzw. Schließung des Schrittmotors festlegt).
Strategie 2) wird von Temperatur und Zustand des Motors gesteuert. Diese Strategie ist nur in der Startphase wirksam. Das System errechnet eine Anzahl von Schritten, die denen der vorherigen Strategie addiert, in Abhängigkeit der Anzahl von Motortakten aber sofort wieder bis auf Null zurückgeführt werden, sobald das System den Zustand des erfolgten Motorstarts erkannt hat.
Lambdasonde
Die am Auspuffrohr montierte Lambdasonde informiert das Steuergerät über den in den Abgasen vorhandenen Sauerstoffgehalt. Die Motorelektronik ist somit in der Lage, eine optimale Zusammensetzung des Luft-/Kraftstoffgemischs zu gewährleisten.
Die Außenfläche des Elements aus Zirkondioxid steht unmittelbar mit den Abgasen in Berührung, die Innenfläche dagegen mit der Umgebung. Beide Oberflächen weisen eine dünne Platinbeschichtung auf. Der Sauerstoff in ionischem Zustand strömt durch die Keramikschicht und lädt die Platinschicht elektrisch auf, die sich daher wie eine Elektrode verhält. Das erzeugte Stromsignal wird vom Anschlusskabel am Sensorausgang aufgenommen.
Bei einer Temperatur von ca. 300 °C lässt das Element aus Zirkondioxid die Sauerstoffionen durch.
Sobald die Sauerstoffkonzentration auf den beiden Sensoroberflächen unterschiedlich wird, erzeugen die besonderen physikalischen Eigenschaften des Zirkondioxids eine Spannung. Bei magerem Gemisch liegt eine niedrige Signalspannung, bei fettem Gemisch eine hohe Spannung vor.
Die typische Änderung der Signalstärke erfolgt bei einem Luft-/Kraftstoffgemisch von 14,7 : 1 (14,7 Teile Luft zu 1 Teil Kraftstoff) und wird als Lambda 1 bezeichnet. Dieses Verhältnis ist auch der Index einer vollständigen Verbrennung, daher auch der Name Lambdasonde: also
Lambda = 1 entspricht dem Gemisch in stöchiometrischem Verhältnis
Lambda >1 entspricht einem mageren Gemisch
Lambda <1 entspricht einem fetten Gemisch.
Das Kontrollsystem des Luft-/Kraftstoffverhältnisses wird von der Lambdasonde gesteuert, die bei über 300 °C zu arbeiten beginnt: der keramische Werkstoff beginnt bei einer Temperatur von ca. 300 °C, Sauerstoffionen zu leiten. Treten nun Abweichungen des Sauerstoffverhältnisses an den beiden Ende der Sonde auf, wird aufgrund der besonderen Materialzusammensetzung eine elektrische Spannung zwischen den zwei Elektroden erzeugt. Hiermit kann die Sauerstoffdifferenz zwischen Abgasen und Umgebung gemessen werden. Die Verbrennungsgase des Motors enthalten einen Restanteil von Sauerstoff, sofern das in die Brennkammer eingespritzte Luft-/Kraftstoffgemisch nicht korrekt ist. Auf diese Weise ist ein Einwirken auf das elektronische Steuergerät möglich, dass die Einspritzung so steuert, dass der Motor stets mit dem optimalen Gemisch betrieben wird.
Zur Abnahme müssen die Lambdasonden (1) am Auspuff des waagrechten und des senkrechten Zylinders ausgeschraubt werden.
Bei erneuter Montage die Sonden mit einem Anzugsmoment von 45 Nm ± 10 % (Abschn. 3 - 3, Anzugsmomente - Fahrwerk) anziehen.
Luftdrucksensor
Dieser, vom elektronischen Steuergerät versorgte Sensor liefert die Information zum Absolutdruck der Luft in einem turbulenzfreien Bereich des Motorrads. Die eingegangenen elektrischen Signale gelangen ins elektronische Steuergerät und werden dort für die in Abhängigkeit des erfassten Drucks erforderlichen Korrekturen verwertet.
Hinweis
Zum Funktionstest dieser Komponente ist das Diagnoseinstrument „DDS“ und das Befolgen der Anweisungen im Absatz Unterstützte Diagnose“ (Abschn. 6 - 13) erforderlich.
Ausbau des Luftdrucksensors
Für den Ausbau des Luftdrucksensors (1) müssen folgende Komponenten abgenommen werden:
 
 
Den Stecker (3) des Hauptkabelbaums vom Sensor lösen und vom Drosselklappenkörper aushaken.
Die Leitungen (2) von den Ansaugkrümmern nehmen.
Montage des Luftdrucksensors
In der zum Ausbau umgekehrten Reihenfolge verfahren.
Nach dem Einbau den Stecker (3) wieder an den Sensor anschließen.
 
Temperatursensor
Dieser vom Steuergerät versorgte Sensor liefert die Informationen zur Temperatur der angesaugten Luft.
Die elektrischen Signale gelangen zur Motorelektronik und werden dort für die je nach gemessenen Temperaturwerten erforderlichen Korrekturen verwertet.
Hinweis
Zum Funktionstest dieser Komponente ist das Diagnoseinstrument „DDS“ und das Befolgen der Anweisungen im Absatz Unterstützte Diagnose“ (Abschn. 6 - 13) erforderlich.
Ausbau des Lufttemperatursensors
Für den Ausbau des Luftdruck-/-Temperatursensors (1):
 
Den Stecker des Hauptkabelbaums vom Sensor (1) trennen, die zwei Befestigungsschrauben (2) des Sensors abschrauben und entfernen, dann den Sensor vom Ansaugkrümmer des senkrechten Zylinders (3) nehmen.
Montage des Lufttemperatursensors
In der zum Ausbau umgekehrten Reihenfolge verfahren.
Nach dem Einbau den Stecker wieder an den Sensor (1) anschließen.
 
 
Zündkerze
Vor dem Entfernen der Zündkerze den Zündkerzenschacht mit Druckluft ausblasen, so dass jeglicher Schmutz entfernt wird.
Die Zündkerzenstecker (1) von beiden Zylinderköpfen abziehen und die Zündkerzen herausschrauben; dabei vermeiden, dass Fremdkörper in die Brennkammern gelangen.
Wichtig
Den Abstand zwischen mittlerer und seitlicher Elektrode prüfen.
Sollte dieser Abstand nicht mit dem vorgeschriebenen übereinstimmen oder die Zündkerze durch erhebliche Kohleablagerungen verschmutzt sein, wird ihr Austausch empfohlen.
 
Die Zündkerze wieder im Zylinderkopf erneut montieren, dabei erst über die gesamte Gewindelänge von Hand anschrauben.
Mit einem Anzugsmoment von 20 Nm (min. 18 Nm - max. 22 Nm) (Abschn. 3 - 3, Anzugsmomente - Fahrwerk) anziehen.
Die Zündkerzenstecker (1) erneut montieren.
Wichtig
Keine Kerzen mit falschem Wärmegrad oder abweichender Gewindelänge verwenden. Die Zündkerze muss gut angezogen sein. Eine lockere Zündkerze kann sich überhitzen und den Motor beschädigen.
 
Zündkerzentyp:
Fabrikat: CHAMPION
Typ: RA6HC
Alternative:
Fabrikat: NGK
Typ: DCPR8E
 
Spule
Die Zündung erfolgt mit induktiver Entladung. Die Spule empfängt das Signal vom Motorsteuergerät M3C, das die Zündverstellung errechnet. Das (im Steuergerät integrierte) Leistungsmodul gewährleistet außerdem durch Einwirken auf die „dwell“-Zeit die Ladung der Spulen mit konstanter Energie.
Die Spule des waagrechten Zylinderkopfs (1) befindet sich unter dem Luftfilterkasten, daher muss vor ihrem Ausbau erst die Abdeckung des linken Luftkanals (Abschn. 6 - 3, Fernanlassschalter) abgenommen werden.
Die Spule (2) des senkrechten Zylinderkopfs befindet sich an der Batterieaufnahme, daher muss folgendes entfernt werden:
Die Sitzbank abnehmen (Abschn. 5 - 3, Abnahme der Sitzbank).
Die Tankabdeckungen abnehmen (Abschn. 5 - 2, Abnahme der Tankverkleidungen).
Den Kraftstofftank abnehmen (Abschn. 8 - 2, Ausbau des Kraftstofftanks).
 
Vor dem Ausbau der Spule (1) den Stecker (A) und das Zündkerzenkabel (3) lösen.
Die Schrauben (4) entfernen und dabei auf die Distanzstücke achten.
Die Spule (1) vom Filterkasten abnehmen.
Für den Ausbau der Spule (2) den Stecker (B) und das Zündkerzenkabel (6) lösen, dann die Schrauben (4) entfernen.
Die Spule (2) abnehmen.
 
Bei erneuter Montage muss in der dem Ausbau umgekehrter Folge gearbeitet werden, dabei insbesondere die Schrauben (4) mit einem Anzugsmoment von 5 Nm ± 10 % (Abschn. 3 - 3, Anzugsmomente - Fahrwerk) anziehen.
 
Den linken Luftkanal erneut montieren (Abschn.6 - 3, Fernanlassschalter).
Den Kraftstofftank erneut montieren (Abschn. 8 - 2, Montage des Kraftstofftanks).
Die Tankabdeckungen erneut montieren (Abschn. 5 - 2, Einbau der Tankverkleidungen).
Die Sitzbank erneut montieren (Abschn. 5 - 3, Montage der Sitzbank).
Zur korrekten Anordnung der Spulenkabel ist Bezug auf die nachstehenden Tafeln zu nehmen.
Hinweis
Zur Defektkontrolle dieser Elemente das Diagnosegerät „DDS“ verwenden; dabei die Anleitungen im Absatz „Unterstützte Diagnose“ (Abschn. 6 - 13) befolgen.
Verlauf der Spulenkabel
 
 
Drosselklappenpotentiometer
Das Potentiometer wird vom elektronischen Steuergerät versorgt, an das ein Signal zur Drosselklappenstellung übertragen wird. Diese Information ist das indirekte Maß der Motorlast und wird vom Steuergerät als Hauptkennwert für die Bestimmung der Dosierung der Kraftstoffmenge und die Bestimmung der Zündverstellung verwendet.
Hinweis
Zur Überprüfung dieses Elements das Diagnosegerät „DDS“ verwenden, dabei die Anleitungen im Absatz „Unterstützte Diagnose“ (Abschn. 6 - 13) befolgen.
Für den Austausch des Potentiometers ist Bezug auf den Abschn. 8 - 2, Ausbau des Drosselklappenkörpers zu nehmen.
Drehzahl-/Steuerzeitensensor
Beim verwendeten Sensor handelt es sich um einen Induktionsgeber: Er liegt vor dem Steuerzahnrad und ist in der Lage, die 44 Zähne sowie die 2 Zähnen entsprechenden und um jeweils 180° versetzten 2 Zahnlücken zu erfassen.
Das vom „Pickup“ vor dem Steuerzahnrad der Vorgelegewelle kommende Signal wird vom Steuergerät für die Erfassung der Motordrehzahl und als Steuerzeitenbezug verwendet.
Hinweis
Zur Fehlerprüfung dieser Elemente das Diagnosegerät „DDS“ verwenden, dabei die Anleitungen im Absatz „Unterstützte Diagnose“ (Abschn. 6 - 13) befolgen.
 
Für den Austausch des Sensors und die Kontrolle des Luftspalts wird auf das Kapitel „Schwungrad - Lichtmaschine“ (Abschn. 9 - 8) verwiesen.
Haupt- und Einspritzrelais
Das Relais (1) befindet sich neben dem Steuergerät und ist am Filterkasten befestigt.
Vor dem Ausbau des Relais ist die Abnahme des Kraftstofftanks (Abschn. 8 - 2, Ausbau des Kraftstofftanks) erforderlich.
Das Relais abklemmen und zwischen den kleinen Kontakten (86) und (85) eine Spannung von 12 V (Batterie) anlegen: es muss ein Klicken zu hören sein, welches über die Funktion des inneren Elektromagneten Aufschluss gibt.
Ein Multimeter an die Kontakte (30) und (87) (große Kontakte) anschließen und eine Stromdurchgangsprüfung vornehmen (Abschn. 6 - 13, Verwendung des Multimeters zur Kontrolle des elektrischen Systems, bezüglich der Funktionsweise des Multimeters). Der gemessene Widerstand muss gegen Null tendieren und der (falls vorhanden) Durchgangssignalton zu hören sein. Andernfalls das Element ersetzen.